Der Relaunch einer Webseite und wie er mal so richtig schön in die Hose gehen kann
Ein Relaunch birgt eine Fülle von Möglichkeiten das eigene Ranking & die eigene Sichtbarkeit bei Suchmaschinen in den Keller zu treiben. Ich bin manchesmal selbst überrascht davon, wie schnell handwerkliche Fehler zu einem Totalschaden führen
Ich werde gleich einige dieser Kardinalsfehler an Beispielen aufzeigen – mit einem tiefzufriedenen Schmunzeln im Gesicht möchte ich aber auch festhalten, dass wir die Fehler allesamt nicht selbst begangen haben. Die meisten der folgenden Lehrbeispiele sind von „Spezialisten“ verbrochen worden, von „Experten“ und „sehr erfahrenen“ Webworkern, die ihr „Können“ „seit langem“ bei „unzähligen Kunden“ „vertiefen“ konnten. Ja – „vertiefen“ ist irgendwie passend …
1: Entwicklungsumgebung absperren
Wenn eine Webseite überarbeitet werden soll, beginnt man i.d.R. damit eine Umgebung zu erschaffen, in welcher die neue Webseite grafisch und technisch in aller Ruhe entwickelt werden kann. Diese Entwicklungsoberfläche ist, der besseren Testingmöglichkeit wegen, i.d.R. eine 100%ige Kopie der eigentlichen Webseite. Jeder, der schon einmal nach dem Sinn von Suchmaschinenoptimierung geforscht hat wird wissen, dass Kopien und Duplikate ein negatives Rankingsignal für Suchmaschinen sind.
Das Ziel bei Entwicklungsumgebungen soll also sein, dass der gesamte Entwicklungsbereich komplett von der Indexierung durch Suchmaschinen ausgeschlossen wird. Ein Anfänger sagt dazu „gesperrt“. Dazu muss auch eigentlich nur eine klitzekleine Anweisung in die robots.txt hinein:
User-agent: *
Disallow: /
Fertig! Vermutlich ist diese Lösung aber den allermeisten „Experten“ zu banal – besser ist es wenn der Kunde hinterher für die Behebung der eigenen Unzulänglichkeit noch die Wiederherstellung bezahlen muss. Ja – das ist auch ein Geschäftsmodell…
2: HTTP Weiterleitungen, alte und neue URL Strukturen
Laien erschließt sich Sinn und Aufbau von URLs meistens nicht. Das macht gar nichts, denn auch unsere „Spezialisten“ ignorieren gekonnt unwichtige Details wie die Auffindbarkeit unter altbekannten Adressen.
Das Problem ist hochkomplex: Wer sein Hab & Gut zusammenpackt und in eine andere Stadt umzieht, ist unter seiner alten Adresse nicht mehr erreichbar!
Abhilfe schafft hier ein Nachsendeantrag, der die Verknüpfung zwischen alter und neuer Adresse herstellt und dafür verantwortlich ist, dass die eigene Post auch die neue Adresse wie gewohnt findet.
Vermutlich stehen alltäglich „Experten“ nun in bester Absicht vor dem gelben Postschalter um einen User-Weiterleitungsantrag im Zuge des Webseitenrelaunches anzumelden.
Dabei ist für sowas doch eigentlich die Bundesnetzagentur zuständig oder nicht?
„Spezialisten“ lösen solche Probleme entweder durch gekonnte Ignoranz und verweisen darauf dass Suchdienste diese Arbeit übernehmen sollen. So ganz Unrecht haben sie ja nicht – aber manchmal ist dummerweise ein Insolvenzverfahren des betroffenen Webseitenkunden schneller abgewickelt als so eine Suchmaschine die gut versteckt und geschickt durch wilde Parameter verschlüsselten neuen URLs findet und zuordnen kann.
3: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied – neue Display URLs
Manche „Spezialisten“ sind in dem was sie tun so gut, da müssen sich einfach alle anderen an ihrer Arbeit ergötzen. Ein Relaunch kann erfolgen, wenn sie das vorschreiben.
Sollen doch die Idioten aus dem Display Marketing doch selbst recherchieren wo die gut optimierten Landing Pages in der neuen Struktur untergegangen sind. Anzeigen können doch jederzeit einfach abgeschalten werden. Echte und erfahrene „Spezialisten“ verstehen auch die Aufregung nicht, die plötzlich und aus ihrer Sicht weder erwartet und nachvollziehbar entsteht wenn alle geschaltenen Werbeanzeigen nun auf URLs verweisen, die großzügig wegrationalisiert wurden.
Prima an der ganzen Angelegenheit ist doch, dass der ganze Aufwand nun wunderbar mit dem Kunden abgerechnet werden kann.
4: Der eigene Horizont
Vor einiger Zeit war sich die Menschheit einig: Die Welt ist eine Scheibe, eine Platte an deren Ende man hinunterfallen kann. Also ist es nicht zielführend, gewissermaßen sogar gefährlich Grenzen auszuloten und das Neue, das Unbekannte kennenzulernen.
Wahre „Spezialisten“ fallen vom Himmel, können und wissen einfach alles. Echte „Experten“ brauchen in Shops keine Verschlagwortung von Artikeln, weder Up- noch Crossselling Möglichkeiten. Sie brauchen keine vollständig ausgefüllten e-Commerce Analytics Codes, keinen sauberen Quellcode – Webseiten von „Experten“ funktionieren allein durch ihre Daseinsberechtigung.
Liebe „Spezi`s“ – wenn ich einen von euch erwische, dann …
… zeig ich euch wo der Frosch die Locken hat …