NRZ vom 07.04.09 – Der Kick beim Frühstück
Krise, welche Krise? Seit der Gründung vor einem Jahr hat die Lohberger Online-Marketingagentur ihre Belegschaft verdreifacht
von Heinz Ingensiep
Dinslaken. Ein Schreckensruf beim obligatorischen Montagsfrühstück: „Die Nussnougatcreme ist alle!“ Im zweiten Obergeschoss über dem ehemaligen Zechen-Casino an der Hünxer Straße sitzen die Mitarbeiter einer in jeder Hinsicht jungen Agentur mit dem – üblicherweise englischen – Namen „conversionmedia“ zusammen. Kaffeeduft, Brötchenkrümel und Strategiedebatte. Der Tischkicker nebenan bleibt erst einmal unberührt; der dient später der Entspannung, wenn’s mal wieder stressig zuging.
Ein zartes Jahr alt ist die Firma; der Altersdurchschnitt ihrer Mitarbeiter liegt unter 30, der Jüngste ist 19. Das Tempo, das das im April 2008 von vier Leuten gegründete Unternehmen vorlegt, ist geradezu „digital“: Mittlerweile hat es 15 Beschäftigte, darunter zwei, für die kürzlich Ausbildungsplätze geschaffen wurden. Ein Ende der Expansion ist momentan trotz allgemeinen Krisengeredes nicht absehbar.
„Lohberg ist ein Stadtteil im Aufbruch“
Sascha Krummeich, Robert Klimossek und Dirk Preuten, drei der Firmengründer und heutigen Gesellschafter, haben drei Jahre lang gemeinsam in Dinslakens Altstadt für eine Internetfirma gearbeitet. Als die nach Berlin abwanderte, hatte das Trio keine Lust, ihr hinterherzuziehen. Hier gebe es genug zu tun. Als sich noch Sebastian Stevens hinzugesellte, der sich mit Programmierung und Web-Entwicklung bestens auskennt, sah man sich gerüstet, was Eigenes auf die Beine zu stellen: ein „regionales und zielgerechtes Suchmaschinen-Marketing im Internet“ besonders für Firmen aus der Region.
Vor einem Jahr begann „conversionmedia“ mit fünf jungen Männern und einer Frau. Ein entscheidender Schritt war der Umzug aus der Enge von 50 Quadratmetern am Altmarkt nach Lohberg, wo man 250 Quadratmeter zur Verfügung hat – Platz genug für die weitere Entwicklung. „Lohberg ist ein Stadtteil im Aufbruch; und hier stimmen für uns die Infrastruktur und die Verkehrsanbindung“, sagt Geschäftsführer Sascha Krummeich.
„Wir bezeichnen uns selbst als Werbe-Optimierungs-Agentur“, so Krummeich. Den Kunden ermögliche man, mit weniger Finanzeinsatz mehr Werbeeffekt zu erzielen. Dafür sei das Internet das perfekte Medium, weil man mit ihm budget-schonender umgehen könne. Dabei bedient sich das junge Unternehmen schwerpunktmäßig der Suchmaschinen Google und Yahoo, deren offizieller Partner „conversionmedia“ ist. Auf deren Basis entwickeln und optimieren die Lohberger Spezialisten Web-Seiten für Firmen, aber auch für Institutionen und Veranstalter.
Karussells und „Kuka“
Für den Hiesfelder Karl Heinz Barkhofen, der Kinderkarussells, Hüpfburgen und vieles mehr für Feste verleiht, „bastelte“ conversionmedia einen farbenfrohen Internet-Auftritt. Auch die Dinslakener „Kuka“ wurde attraktiv im „World-wide-web“ platziert. Der in Dinslaken gedrehte Kinofilm „Lauf um dein Leben“ wurde mittels Krummeich, Preuten & Co. digital beworben. Der Stadt Dinslaken und der Dinamit GmbH greift man als Eventbegleiter bei der bevorstehenden „Extraschicht“ auf dem Zechenglände unter die Arme. Und: Für die Internetbegleitung des Dinslakener Beitrages „Local Heros“ zum Kulturhauptstadtjahr 2010 habe man sich kürzlich beworben und erwarte in Kürze den Zuschlag, so Krummeich.
Zu den zurzeit 30 nationalen und internationalen Kunden gehören auch eine Reiseplattform, für die man das komplette Online-Marketing geschneidert hat, ein T-Shirt-Vertrieb und die Harley-Davidson Motor Company. Die wesentliche Zielgruppe sind aber lokale und regionale Abnehmer. Marketingleiter Robert Klimossek: „Viele Unternehmer wissen nicht, dass auch im Internet lokale Werbung möglich ist und die Reaktion mit jedem Klick messbar ist.“ Dabei setze man auf die Werbung für Events, die Förderung der Wirtschaft und des regionalen Tourismus.
Motto: „Wir fördern noch!“
Im Schatten des Lohberger Förderturms (Krummeich: „Der muss bleiben, der ist ein Zeichen für Wachstum. Motto: ,Wir fördern noch!'“) herrscht zumindest bei der Crew von „conversionmedia“ alles andere als Krisenstimmung. Inzwischen bildet man seine wachsende Belegschaft selbst aus: Zwei frühere Praktikanten erlernen hier den Beruf des Kaufmanns für Marketing und Kommunikation. Und man schickt einen Mitarbeiter ins irische Dublin, zur Schulung in der Europavertretung von Google.